Gold und Edelsteine

Wolfgang Nickel. Märchen in Glas

Die Ankündigung der Märchen-Ausstellung mit den Glasbildern von Wolfgang Nickel im Neuberin-Museum Reichenbach/ Vogtland (foto: Wolfgang Nickel)
Mit Wolfgang Nickel vor einem Gemälde, das Friederike Caroline Neuber, geb. Weißenborn, zeigt (eigenes Foto)
Vor dem Neuberin-Museum Reichenbachanläßlich des Vortrags "Faszination Märchen" am 22. Januar 2025 (Foto Wolfgang Nickel)

Eine Ausstellung im Neuberin-Museum in Reichenbach/ Vogtland präsentiert vom 28. November 2024 bis 2. Februar 2025 Werke des international bekannten Glaskünstlers Wolfgang Nickel.

Unter dem Titel "Märchen in Glas" werden Arbeiten gezeigt, die für den Künstler in den vergangenen Jahren zu den erfolgreichsten Ausstellungen seiner langen Laufbahn führten. In der Thüringer Rhön beheimatet, beschäftigt sich Wolfgang Nickel in seiner Kunst schon seit über drei Jahrzehnten mit Märchenmotiven. Die Sammlung Ludwig Bechsteins war dabei die erste Quelle, deren sagen-hafte Anregungen sich als unerschöpflich erwies. In den vergangenen Jahren sind nun beliebte Motive der Grimmschen Märchen hinzugekommen, aber auch Visualisierungen der häufig gespenstischen Thematik aus den Märchen-Novellen Theodor Storms.

Wie kaum ein zweites Thema eignen sich Märchenmotive für die Arbeit in Glas. Das Unwirkliche und Unfaßbare, das Märchenfiguren und -gegenstände einhüllt, findet in den schillernden Schichten farbigen Glases seine ideale Gestalt, noch bevor es ins Übersinnliche oder auch Tiefenpsychologische hinein ausdeutbar wird. Perlen und Edelsteine, Gold und Silber, Glas und Spiegel, deren Symboltiefe so viele Märchenerzählungen durchziehen, liefern gerade dem Glaskünstler ein Gestaltungsmaterial, das kaum schöner als in einem Werkstoff zum Tragen kommt, in welchem das Sonnenlicht zu einem so zentralen Teil der künstlerischen Wirkung wird.

Wie in seinen großformatigen Kirchenfenstern, so setzt Wolfgang Nickel auch für seine Märchenmotive auf die Technik des Glasfusing. Bei dieser Glasverschmelzung entsteht auf einem zuvor zum Relief strukturierten Flachglas in mehrfacher Bemalung und mehreren Brennvorgängen eine komplexe Bildaussage aus durchscheinenden, einander überlagernden Zeichnungen, Bildflächen und häufig auch lesbarer Schrift. Kernsätze der darstellten Märchen, ebenso allgemein bekannt wie die entsprechenden Bilder, runden die Glasarbeit als Hintergrund der Motive zu einem komplexen Kunstwerk ab, das im Betrachter verschiedene Erinnerungsschichten zugleich anregt.

Dr. Cornelie Becker-Lamers, Weimar

 

Der Text erschien in: Neues Glas - New Glass: art&architecture No. 4/2024, S. 47f.