"Unverhüllt vom Vater künden"? Zu den meditativen Texten Hildegard Hendrichs'
Katalogbeitrag zur großen Retrospektive in Erfurt vom 9. Juni - 15. September 2023
Die Sprache ist ein wichtiges Medium für die Bildende Künstlerin Hildegard Hendrichs. "In Wort und Bild" und später sogar noch mit Hilfe musikalischer Meditationen möchte sie "von der unendlichen Liebe Gottes künden und von der tiefen Freude des Lebens in Christus."[1] Sie, die so zahlreiche christliche Altäre und Skulpturen geschaffen und so viele Kirchen mit Kreuzwegen aus getriebenem Kupfer beschenkt hat - sie fügt trotz der Ausdrucksstärke ihres bildkünstlerischen Schaffens etlichen ihrer Werke die Worte hinzu, deren Meditation die Darstellung hervorgerufen haben: Ob auf dem Basisrelief des Herz-Jesu-Altars für die Severikirche Erfurt (dem "Schmerzensmann"), ob in Kreuzwegstationen beispielsweise in St. Georg Erfurt oder auf der Kirchentür für St. Cyriakus Bernterode - grundlegende Glaubenssätze, Worte Jesu oder deren Paraphrasierungen durch die Künstlerin selber scheinen ihr offenbar häufig unerläßlich, um die Rezeption ihrer Werke zu steuern.
So verwundert es nicht, daß Hildegard Hendrichs nicht nur nach Beendigung ihrer beruflichen Tätigkeit[2] ihre Autobiographie verfaßt, sondern daß sie schon weitaus früher in Vorträgen ihrer Spiritualität nicht nur mit den Mitteln der Bildenden Kunst, sondern auch verbal und musikalisch einen sehr charakteristischen Ausdruck verleiht. Glaubt man ihrer Autobiographie, so kann sie bei Schließung ihrer Werkstatt auf mehrere Jahrzehnte der Kinderkatechese und Verkündigung durch das Erzählen und Singen beim Arbeiten zurückblicken.[3]
Auch die von Fotografien ihrer Werke flankierten Vorträge bringt sie, häufig dann im Grunde als Meditationen zu ihrer Bildenden Kunst, in Buchform und spricht sie selber auf CD ein. Es ist, als dränge die Gewalt ihrer eigenen spirituellen Ergriffenheit auf allen Wegen in die Welt. Daß sie dabei aus dem eigenen Durchdrungensein von Gottes Wort in der Meditation und aus der eigenen Überzeugung ihrer spirituellen Begabung heraus mit dem Wort Jesu in ihren verschiedenen Publikationen zuweilen ebenso frei verfährt wie mit der überkommenen Darstellungstradition bspw. in der Gestaltung ihrer Kreuzwege, irritiert zuweilen bei der Betrachtung ihrer Werke wie bei der Lektüre ihrer meditativen Broschüren.
Hildegard Hendrichs tritt noch in ihrer Jugend dem Dritten Orden der Franziskaner bei - eine Entscheidung, die sie ihr Leben lang mit intensiven spirituellen Erlebnissen beschenkt, sie aber auch lebenspraktisch nicht unbeträchtlich in die Pflicht nimmt: Als Kardinal Döpfner sie zur Rückkehr von dem von ihr zeitlebens so geliebten[4] La Verna in die DDR bestimmen will, argumentiert er mit seinen Erwartungen an eine Franziskaner-Tertiarin.[5]
Die Lektüre ihrer Autobiographie vermittelt den Eindruck, daß es überwiegend persönliche Gespräche mit verschiedenen Priestern sind, die Hendrichs' theologisches Wissen bereichern und neue spirituelle Inhalte bereit stellen. Und daß es die vielfache eigene mündliche Weitergabe an Schulkinder, Jugendliche und Theologiestudenten ist, die die christlichen Überzeugungen der Künstlerin gefestigt hat und in der sie sich das Wort Gottes zu eigen macht. Lektüre erwähnt ihre Autobiographie kaum.[6]
Passend zu diesen offenbar reichen Erfahrungen im Hören von und Reden über Gott und die Worte der Heiligen Schrift, macht Hendrichs wie erwähnt in ihren Werken denn auch keinen Unterschied zwischen einer korrekten Wiedergabe von Bibelversen und etwaigen Abweichungen vom Evangelientext. Ein eigenes Eingreifen in das Wort Gottes wird in der Regel nicht kenntlich gemacht. Auch bestätigt bei Hendrichs nicht jeder Textnachweis aus der Bibel das von ihr Zitierte. Und nicht alles, was die Künstlerin in Anführungszeichen gesetzt Christus in den Mund legt, sind wirklich Worte Jesu. Wir werden darauf zurück kommen.
Was aber sind das nun für Meditationen, Gedichte, Bibelzitate und diskursive Texte, die uns wie beschrieben eingestreut in ihre Kunst, aber auch in ihren Büchern oder broschierten Heften begegnen? Was sind es für Texte, mit der eine offenbar hochgradig charismatische Frau ganze Jahrgänge von Theologen und Laien über lange Zeit hinweg in ihren Bann ziehen kann?[7] Soweit ich sehe, können (neben dem Verfassen ihrer Biographie) vier Arten von Text im Werk Hildegard Hendrichs' unterschieden werden:
1 Texte im Werk: Glaubenssätze, die von den religiösen Arbeiten untrennbar, weil in derselben bildkünstlerischen Technik in die Werke selbst integriert sind;
2 Texte zum Werk: Bildausdeutende Meditationen eigener Werke, die in Formen freier Lyrik, in Form von Gebeten oder erläuternden diskursiven Texten Ausschnittsfotografien der eigenen Arbeiten in einem Buch an die Seite gestellt werden;
3 Freie 'Laienpredigten': Auslegungen mit meist stark appellativem Charakter zu Worten der Heiligen Schrift, zwischen denen vereinzelt die Abbildungen vor allem verzückter Figurenphysiognomien aus eigenen Werken in die Publikation eingestreut sind;
4 Liedtexte zu eigenen Melodien: in der Regel gereimte Verse, die wesentliche Elemente des Geistes franziskanischer Frömmigkeit oder des Wirkens Jesu einprägsam machen; auch diese Liederbücher mit ihren handschriftlich festgehaltenen Noten sind durch die Abbildungen eigener Werke illustriert.[8]
1 Werkebene oder Metaebene? Wer spricht in Hendrichs' Arbeiten?
Unter dem Aspekt der Missionierung, die Hildegard Hendrichs zweifellos zeitlebens am Herzen lag, kommen Arbeiten wie der Kirchentür zu St. Cyriakus Bernterode aus dem Jahr 1951 eine herausragende Stellung zu. Denn diese Tür an der Schwelle vom weltlichen zum sakralen Raum trägt die Verkündigung auf die Straße und erreicht so auch Menschen, die nicht ohnehin bereits die Heilige Messe oder bspw. eine Kreuzwegandacht mitfeiern oder bewußt in ein Büchlein christlichen Inhalts hineinlesen. Die emblematische Anlage des Werkes - also die Kombination aus lemma, icon und epigramm bzw. inscriptio, pictura und subscriptio: die eine ehtische Forderung oder Lebensregel formulierende Überschrift, das Bild und die Verknüpfung beider durch erläuternde Worte - ist dabei in ihrer "Doppelfunktion des Darstellens und Deutens" (Henkel-Schöne) ausgesprochen gut gewählt. Sie holt uns Eintretende, aber auch Passanten bei eingeübten Sehgewohnheiten ab, denn auch die (Plakat)Werbung bedient sich seit langem der emblematischen Struktur. Indem die inscriptio "Kommet alle her zu mir" durch die subscriptio "Ich will euch erquicken" erläutert wird, ja, indem jeder der sechs, nur den ikonographisch Kundigen sofort verständlichen, picturae von Speisung, Opfertod, Auferstehung, Jüngstem Gericht und himmlischer Herrlichkeit die Verheißungen Christi ("Ich bin das Brot des Lebens" - "Ich bin die Liebe" - "Ich bin die Auferstehung" - "Ich bin der Weg zum Vater" etc.) hinzu geschnitzt werden, fügt sich die Kirchentür Bernterode in die Tradition sprechender Kunstwerke seit der Antike ein.
Seine Theorie des Bildakts leitet der Kunsthistoriker Horst Bredekamp mit Beispielen antiker Sockelinschriften ein, in der "Grabstelen die Stimmen der Verstorbenen in Ich-Form übernahmen [... und so] die Lebendigkeit der Verstorbenen" bis heute bewahren.[9] Insbesondere im Zusammenspiel zwischen Kunstwerk und sprechendem Leser sieht Bredekamp alle, die die Inschrift laut lesen, zum Medium ihrer Botschaft werden. Die "Lautbeseelung" (Bredekamp) des Kunstwerks, also das laute Vorlesen in unserem Falle der Herrenworte auf der Kirchentür in Bernterode, würde damit alle Lesenden oder Betrachtenden zum Medium der Neuevangelisierung machen. Da Hildegard Hendrichs als Volksschullehrerin gearbeitet hat, weiß sie 1951 bereits sicher, wer zuverlässig jedes Wort laut liest, auf das er oder sie im öffentlichen Raum stößt: Grundschulkinder. Durch die emblematische Anlage der Kirchentür, die Bild und Text vereint, werden in Bernterode Kinder zu Verkündigern der Frohbotschaft.
Während man bei der Kirchentür in Bernterode weder in Bezug auf die Ikonographie noch bei den Paraphrasierungen der Herrenworte stutzt, fällt bei ihren Kreuzwegen Hendrichs' Unterlaufen oder freies Ergänzen der traditionellen Form der XIV Stationen sofort ins Auge. In der Regel erfindet sie Stationen hinzu, und das beschränkt sich nicht nur auf die Veranschaulichung der Auferstehung in einem XV. Bild. Da gibt sie in ihren häufig streng figurenreduzierten Darstellungen als Nummer XV das Erkennen des Ungläubigen Thomas oder eine Abendmahlssituation. Besonders elaboriert erscheint der Kreuzweg in St. Georg Erfurt, den Hendrichs 1977, also ein gutes Vierteljahrhundert nach der oben diskutierten Kirchentür in Bernterode, schafft. Mit seinen ineinanderfließenden Stationen scheint er schier nicht enden zu wollen: In die XII. Station (Jesus stirbt am Kreuz) hinein ragt die Pietà der XIII., das Grab bleibt leer und eine Strahlen versendende Sonne bindet die Pietà an das Erlebnis der Emmausjünger, denen sich weiterhin nicht nur der in Kupfer getriebene Text "Ihr werdet die Kraft Heiligen Geistes empfangen", sondern auch noch das Pfingstwunder anschließt - letzteres allerdings entgegen Apg. 1, 21 - 2, 4 (Matthias hat Judas ja bereits ersetzt) mit nur elf Jüngern[10].
Wer in diesem Kreuzweg die Worte "Ihr werdet die Kraft Heiligen Geistes empfangen" an wen richtet, bleibt in der Schwebe. Wird hier dem das Brot brechenden Christus der XV. Station die Prophezeiung des Pfingstwunders, "[u]nd alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt" (Apg 2, 4) in den Mund gelegt?[11] Richtet sich also der Herr hier an seine Jünger mit einer Weissagung, deren Erfüllung sie in einer XVI. Station erleben? Oder ist es die Künstlerin Hildegard Hendrichs, die sich - in welcher Intention auch immer: tröstend, beschwörend, verheißend - in einer Paraphrase des Bibeltextes an die jeweils Betenden oder Betrachtenden ihres Kreuzweges wendet? Bleibt, mit anderen Worten, der Text in der Werkebene, also innerhalb der Erzählung der Bildgeschichte, die der Kreuzweg darstellt, oder konstituiert er eine Metaebene, deren Plattform die Künstlerin für verbale Äußerungen an die Betrachtenden nutzt? Immerhin verwendet der Text nicht nur ein von den Bibelübersetzungen abweichendes Verb, sondern ersetzt den Heiligen Geist durch eine nicht näher bestimmte "Kraft Heiligen Geistes" - wobei der Heilige Geist ohne bestimmten Artikel bleibt: ein wohl nicht ganz unerheblicher Eingriff in die Worte der Schrift.[12]
Doch der Kreuzweg in St. Georg Erfurt enthält noch ein weiteres Textelement. Deutlich abgetrennt von I. wie III. Station ist die Figur Jesu in der II. Station von den wiederum in Kupfer getriebenen Worten umflossen: "Wer mir nachfolgen will, stelle sich selbst zurück, trage sein Kreuz und folge mir" - eine Textstelle, die dem Sinne nach alle drei synoptischen Evangelien überliefern (Mt 16, 24; Mk 8, 34; Lk 9, 23). Allerdings hat von Martin Luther 1534 über die Vulgata-Übersetzung durch Joseph Allioli 1851 bis hin zum Münchener Neuen Testament und der Einheitsübersetzung aus dem Jahr 2016 für die Idee des sich selbst zurück Stellens keine Übertragung ein anderes Verb als "verleugnen".[13] Auch dieser Text also paraphrasiert und interpretiert das Wort der Schrift. Die Erste Person Singular des Sprechers macht in diesem Fall - wie auf der Kirchentür in Bernterode - zwar eindeutig, wer hier spricht, denn das kann nur Christus sein. In der vermutlich doch ganz bewußt nicht wörtlichen, sondern nur sinngemäßen Wiedergabe des überlieferten Textes aber mischt die Künstlerin eigenes Empfinden in Jesu Wort. Im lauten Vorlesen der Texte würden Betrachtende dann zum Sprachrohr nicht mehr Jesu Christi und dem inspirierten Wort der Heiligen Schrift, sondern zum Sprachrohr der Künstlerin Hildegard Hendrichs.
Den umfangreichsten Text im Werk besitzt soweit ich sehe das 2 x 6 m große Holzrelief, das Hildegard Hendrichs für die Aula der Heiligen Klara im Kloster auf dem Monte La Verna in den Jahren 1954-56 schnitzte. Der Veranschaulichung vom "Pilgerweg [..., der] ausgehend von [...] der Meditation von Krippe und Kreuz über verschiedene Tugenden zur vollkommenen Freude oder der Vereinigung mit Gott"[14] führt, gibt sie nicht weniger als zehn ebenfalls geschnitzte Textabschnitte zur Erläuterung der dargestellten Personen und Situationen bei. Die lateinische Inschrift hat sie mit Hilfe von Schulkenntnissen und Wörterbuch innerhalb von drei Stunden selber verfaßt. Doch eine Odyssee um die Textgestalt beginnt. Der in La Verna verantwortliche Pater Guardian fürchtet das internationale Publikum und bezahlt Hendrichs zur Korrektur der Zeilen eine Reise nach Rom. Dort befassen sich nicht weniger als sieben weitere Theologen und Latinisten mit den Texten, dichten, streichen und schreiben um. Doch zu guter Letzt - "Signorina, lassen Sie den Text wie er ist, sonst wird alle Einfalt verdorben" - bleiben bis auf zwei grammatikalische Verbesserungen Hendrichs ursprüngliche Formulierungen stehen.[15]
Interessant scheint mir bei der Schilderung der Korrekturen der Unterton, mit dem Hendrichs die einzelnen Eingriffe bewertet: Der kirchliche Hymnendichter Pater Genovesi, der sechste der acht Korrektoren, macht "den Text so kompliziert, daß ich ihn selbst nicht mehr verstand." Und der Latinist der Gregoriana, ein deutscher Jesuit, streicht nach misogynen Bemerkungen "alles und machte zwei Sätze daraus."[16] Und darum geht es Hildegard Hendrichs nun ganz sicher nicht. Die Inschriften sind nicht nur dazu da, Bildinhalte zu erläutern. Sie sind nicht Schildchen, wie Museen sie neben ihre Bilder kleben. Es geht Hendrichs bei ihren Texten - ob im Werk oder zum Werk - nicht darum, Informationen zum Thema Nächstenliebe zu liefern. Es geht um das Reden über: Das immer wieder Reden über Gott und die Menschen, über den Heiligen Franziskus und die franziskanische Frömmigkeit, wie Hildegard Hendrichs sie versteht.
2 Reden über: Meditationen Hildegard Hendrichs' zum eigenen Werk
Weder Bildende Kunst noch Musik lassen sich in Sprache übersetzen. Wie auch umgekehrt verbale Diskurse nicht präzise in einer anderen Kunst vermittelbar sind. Es bleibt immer ein nicht übertragbarer Rest, der nur mit den Mitteln eben jener anderen Kunstform zum Ausdruck kommen kann.
Warum hat Hildegard Hendrichs als von Jugend an begnadete Bildhauerin ihre Arbeiten in Worte zu übersetzen versucht oder zumindest durch Worte begleiten wollen? Was brachte sie dazu, Meditationen zu ihren Bildwerken zu verfassen? Wie die Themen ihrer Altäre und Kreuzwege, so kreisen auch die Texte um die immer gleichen Themen mit den immer gleichen Wendungen. Was in der Bildenden Kunst mit ihrer Ortsgebundenheit und den doch trotz allem stets signifikanten Abweichungen jeder konkreten Arbeit vom vorangegangenen Werk Sinn hat - jede Kirche, jedes christliche Bildungshaus, jede christliche Pflegeeinrichtung, früher jede Schule braucht Kruzifixe, jede katholische Kirche braucht die bildliche Aktualisierung des Kreuzwegs -, das wird in der Vervielfältigbarkeit von Textzeugnissen schlicht redundant.
Betrachten wir hierzu in Kürze ein beliebig gewähltes Beispiel, das bei der Durchsicht von Hendrichs Publikationen rasch ins Auge fällt. Zu einer Figurengruppe ihres berühmten Flüchtlingsaltars[17] erläutert die Künstlerin:
"Wir sehen zwei Frauen in tiefem Schmerz./ Sie tragen ihn gemeinsam.// Wenn uns ein Schmerz besetzt, gefangenhalten will,/ so daß wir nur noch uns selber sehen,/ gehen wir zu einem andern Menschen,/ nehmen teil an seiner Not, seinem Kummer,/ und unser eigener Schmerz verliert seine Schärfe.// Eine der beiden Frauen faltet die Hände./ Sie versucht zu beten.// Wenn wir nicht wegschauen von uns selber,/ bleiben wir in unserm Kummer stecken,/ drehen uns immer wieder um uns selbst/ oder auch um Menschen, die uns verletzt haben."[18]
Diese in der Regel mit klarem Appellcharakter ("Lernen wir wegzuschauen von uns selbst, hin zu Christus") fortgeschriebene Meditation begegnet uns in mindestens vier weiteren Broschüren Hendrichs[19] und wird in einem Teil der Publikationen[20] durch die Erläuterung zur benachbarten Gruppe der beiden Männer ergänzt:
"Und wir sehen zwei Männer,/ gefangen der eine,/ körperlich behindert der andere.// Sie halten den Blick auf Christus gerichtet.// Sie kreisen nicht mehr um ihre eigene Not.// Sie schauen auf Christus, dieses unfaßbare Wunder der Liebe.// Sie lassen sich von Ihm ergreifen.// Sie nehmen sich selbst nicht mehr wichtig.// Darum kann die Liebe Christi sie ergreifen.// Darum schauen sie Sein Licht.// Darum hat ihr Leben einen neuen Sinn erhalten.// Darum werden sie diesem Herrn dienen mit ihrem Leben.// Sie werden ihr Kreuz aus Liebe zu Ihm tragen,/ teilhaben am Erlösungsleiden Christi."[21]
In der Ausdeutung der Männerfiguren können Formulierungen in den einzelnen Veröffentlichungen leicht divergieren. An beiden Textstellen aber variieren die Zeilenumbrüche je nach Layout der jeweiligen Publikation willkürlich und stark. Zum Teil sind die Zeilen als Gedicht in freien Rhythmen umgebrochen, zum Teil jede einzelne Zeile abgesetzt. Bei Platzmangel jedoch erscheint der Inhalt als Fließtext.[22]
Wie passen solche Aneinanderreihungen populärpsychologischer Allgemeinplätze in das Gesamtwerk Hildegard Hendrichs'? Wie passen sie in ein Werk, das zu Provokationen fähig ist wie der des lächelnden Schmerzensmannes, neben dessen todwund geschundenem, blutendem Körper in linkischen Lettern die Worte VENI JOCARE MECUM - komm spiel mit mir - zu lesen sind?[23]
Schon die von Hendrichs autorisierte oder gar selber vorgenommene[24] Beliebigkeit in der äußeren Form ihrer Meditationen irritiert. Bedenken wir das ineinander Umschlagen von Inhalt und Form,[25] so scheint ein Inhalt, dessen Form beliebig variieren kann, die rechte noch nicht gefunden zu haben. Ganz abgesehen von der Frage, ob oben zitierter Ratschlag zum Flüchtlingsaltar, sich von eigenem Leid ab- und fremdem zuzuwenden, nicht auch eine Anleitung ist zum Über-die-Straße-Bringen dessen, der gar nicht hinüber will (wir alle kennen Menschen, die andere pathologisieren möchten, um sie dann therapieren zu können) - in keinem Fall reichen die formulierten Gedanken Hendrichs an die Ausdrucksstärke ihrer Bildenden Kunst heran. In ihren Texten legt sie ihre Werke an die Kette und reduziert die gut gesehenen und zweifellos ergreifend umgesetzten Physiognomien - in obigem Beispiel auf einen unbestimmt bleibenden "tiefen Schmerz" und den Versuch zu beten. Es ist, als wolle Hendrichs in der Betrachtung ihres Werkes nichts dem Zufall überlassen und alle Deutung steuern. So aber kann Kunst ihre Wirkung nicht entfalten. Der Verdacht eines diesen Werken durchaus unangemessenen textlichen Umherschiebens inhaltlicher Gemeinplätze ("wenn wir nicht wegschauen von uns selber,/ bleiben wir in unserm Kummer stecken") und formaler Klischees (des 'Gedichts' in freien Rhythmen) kann diejenigen beschleichen, die sich den Texten Hildegard Hendrichs zunächst über ihre publizierten Meditationen nähern.[26]
Denn diese Texte Hendrichs' erschließen sich m.E. erst nach der Lektüre ihrer Autobiographie. Hier wird im Nachvollzug ihres Lebens und Arbeitens die unbedingte Glaubwürdigkeit ihres missionarischen Lebens- und Schaffenstriebs deutlich. In der Überwindung "menschlicher Enttäuschungen"[27], in der jahrelangen Arbeit für Kost und Logis,[28] im Überwinden der einem Mangel an Geld und Beziehungen geschuldeten Versagung eines weiterführenden Studiums an der Münchener Kunstakademie,[29] im Ertragen einer Unterbringung und des Rufmordes im Armenhaus der Spanischen Schwestern in Rom trotz Hendrichs bestehender Kontakte zu führenden Ordensleuten und hohen kirchlichen Würdenträgern,[30] in der Unauslöschlichkeit ihres Schaffenstriebes trotz wiederholter, z.T. der landläufigen Misogynie geschuldeter Entmutigungen,[31] ja nicht zuletzt in der 1960 auf Bitten Kardinals Döpfners erfolgten Rückkehr in die DDR wird die Ernsthaftigkeit und altruistische Konsequenz unbezweifelbar, mit der sie immer versucht, die ihr von Gott gestellte Aufgabe zu erfüllen.
Und zu diesen Aufgaben gehört ihrer Auffassung nach eben auch das Reden und Vortragen zur franziskanischen Frömmigkeit und in der Folge dann wohl auch zu ihren Werken. Das Titelbild ihrer Autobiographie (!) zeigt in der ersten (1994) wie in der zweiten Auflage (2005) ein Franziskusporträt von eigener Hand: Das Bild der Hildegard Hendrichs soll verschwinden hinter dem Konterfei ihres großen theologischen und lebenspraktischen Vorbilds. Nachdem sie erfährt, daß der ihr wohl zeitlebens[32] wichtigste Text - die, wie sie es nennt, Geschichte von der vollkommenen Freude des Heiligen Franz von Assisi[33] - von den Franziskanern selber nicht verbreitet wird und Theologiestudenten und jungen Priestern unbekannt ist, schwärmt sie den Gästen ihrer Werkstatt davon vor, bis sie mit dieser Erzählung in die Priesterseminare und nach Berlin, nach Magdeburg und Meißen eingeladen wird. "Ich zeigte dazu ein paar Fotos meiner Arbeiten. [...] Schließlich entfaltete sich dieser kleine Vortrag immer mehr"[34]: Die "Bildmeditation" (Hendrichs) Vom Leben im Kreuz zur Freude Gottes[35] ist geboren. Sie folgt mit ihren Vorträgen Einladungen aus Pfarreien in der ganzen Republik und auch im nicht-sozialistischen Ausland, weitet die Themen ihrer Vorträge aus, und noch in den 80er Jahren ermahnen sie die Generaloberinnen zweier Ordenshäuser: "Halten Sie diese Vorträge weiter, das ist ihre Aufgabe. Das müssen Sie tun."[36] So verwundert es nicht, daß Hendrichs es für ihre moralische Pflicht hält, schriftlich festzuhalten, was sie der Nachwelt irgendwann nicht mehr wird erzählen können.
Doch die Schriftform tötet ihr Charisma: "[W]as in einem Vortrag durch die Lebendigkeit des Gesprochenen, das heißt aus dem Herzen kommenden Wortes getragen, ja, bis zur begeisterten 'Mitschau' getragen wird (dies Erlebnis hat man durchaus bei dem Vortrag der Autorin - der Künstlerin Hildegard Hendrichs), verliert im toten Buchstaben seine Wirkung. Was in einem Vortrag mitreißendes Erleben ist, klingt hier wie ein schlimmes, schmerzvolles Grübeln."[37] Die Texte Hildegard Hendrichs' reichen an die Ausstrahlung ihres lebendigen Vortrags nicht heran. Und auch wenn Hw. Otto Knoch, ab 1974 Theologieprofessor an der Universität Passau, sich 1987 gutachterlich und im Folgejahr noch einmal brieflich anerkennend zu den "wirklich wertvollen[n] sprituelle[n] Schriften" Hendrichs äußert und ihren Verkauf empfiehlt, so muß auch er erkennen, "daß diese Schriften an den Schriftenständen [...] die Menschen [...] nicht recht ansprechen."[38]
Die Ablehnung der Meditationen begründet ein wohlwollender Lektor denn auch zunächst mit der auch im vorliegenden Text bereits erwähnten Redundanz und der "'Einseitigkeit' der Gedanken, die immer wieder denselben Kreis drehen". Mit vielen Textbeispielen untersetzt er die Axiomatik in den Behauptungen Hendrichs'. Begriffsklärungen zu Worten wie "Demut", "Hochmut", "Selbstverachtung" und, so möchte ich hinzufügen, dem von Hendrichs so enggeführten, aber eigentlich doch überaus facettenreichen Wortfeld der "Liebe" fehlen. Ihre Ausführungen bergen dadurch umso mehr die Gefahr von Mißverständnissen, als bei Hendrichs die "intime Sprache einer Erlebniswelt auf alle übertragen" werde. Eine Schwarz-weiß-Malerei zur Lebensführung und Verworfenheit der Menschen dominiere den Diskurs und in seiner ständigen Verallgemeinerung berge er zumal durch das Fehlen jeglichen Hinweises, wie denn nun herauszukommen sei aus der Selbstbezogenheit, die Gefahr der Frustration der Lesenden: "Dieser Ton des 'stillen Vorwurfs' stört auf die Dauer!"[39]
Kenntnisreich aber rügt der Lektor insbesondere Hendrichs' Umgang mit der Bibel. Denn nicht nur ihre Mitmenschen, sondern auch das Leben und Handeln Jesu verkürzt Hendrichs: So werde bspw. der Demut des Gottessohnes nicht seine Vertreibung der Händler aus dem Tempel gegenübergestellt. Zu vielen aufgerufenen Stellen stünden zu wenige Belege gegenüber, und von den belegten Fundstellen seien sechs falsch. "Dieser Umstand ist deswegen so bedauerlich, weil es dem Lesenden nicht ermöglicht wird, selbst die Stelle im Kontext zu lesen."[40]
3 Reden über: Aus dem Evangelium nach Hildegard?
Hildegard Hendrichs hat sich die ausführlichen, durchaus persönlichen und ehrlich durchdachten Hinweise oben zitierten Lektors nicht zu Herzen genommen. Das bunte Gemenge aus mehr oder weniger korrekt nachgewiesenen Bibelzitaten, aus in Anführungszeichen, aber ohne Nachweis Christus in den Mund gelegten eigenen Paraphrasen und gänzlich eigenen Formulierungen durchzieht ihre Publikationen bis in die 90er Jahre hinein. Über verkürzende oder schiefe Darstellungen und fehlende oder fehlerhafte Hinweise auf die Evangelien wird jedes halbwegs in den Geschichten des Neuen Testaments beheimatete Lesepublikum bei Hildegard Hendrichs in jedem Büchlein sehr rasch stolpern. Da wird dann etwa das "Ich bin das Licht der Welt" (Joh 8, 12) mit einer Textstelle aus der Speisung der 5000 (Joh 6, 12) belegt.[41]
Die vom edierenden Drittordensverlag als "herrliches Meditationsbuch"[42] beworbene Publikation Fragen um Gott, kommt als Sammlung von im Stil von Laienpredigten gehaltenen Texten, in die Abbildungen von Arbeiten Hendrichs' nurmehr vereinzelt wie Ruhepole für das Auge eingestreut sind, weitgehend ohne Bibelzitate aus. Einer der ersten Nachweise begegnet dem Lesepublikum im Zusammenhang mit der patzigen Frage der Pharisäer nach Christi Identität, von der Johannes im achten Kapitel seines Evangeliums berichtet.
"'Wer bist Du denn?', fragten sie ihn, den Jesus von Nazareth, als er zu den Scharen der Juden sprach./ 'Wer bist Du denn?' Brennendste Frage auch für uns heutige Christen./ Er antwortete: 'Der Anfang, der ich zu euch rede.' (Jo 8, 25)"[43]
Konsultiert man die Einheitsübersetzung zu dieser Textstelle, so liest man: "[...] Jesus antwortete: Warum rede ich überhaupt noch mit euch?"[44] Wer daraufhin weiter schaut, findet im Erstdruck der Lutherbibel die Übertragung: "Da sprachen sie zu jm/ Wer bistu denn? Und Jhesus sprach zu jnen/ Erstlich der, der ich mit euch rede" und auch Allioli 1851 hat "Da sprachen sie zu ihm: Wer bist du denn? Jesus sprach zu ihnen: Der Anfang, der auch zu euch redet."[45] Und in der Tat gibt die seit ihrer Promulgation im Jahre 1592 bis ins 20. Jahrhundert verbindliche lateinische Bibelübersetzung, die Clementinische Vulgata, im Vers Joh. 8, 25: "Dicebant ergo ei : Tu quis es ? Dixit eis Jesus : Principium, qui et loquor vobis." Vergleichbar - Τὴν ἀρχὴν ὅ¦τι καὶ λαλῶ ὑμῖν - das griechische Original.[46]
Die Irritationen zu diesem Zitatnachweis sind also nicht einer Nachlässigkeit Hildegard Hendrichs geschuldet, sondern einer schwierigen Überlieferungslage.[47] Geschuldet aber ist ihr zweifelsohne die Tatsache, daß man überhaupt das Bedürfnis verspürt, ihre Zitate zu überprüfen. Letzteres hängt mit ihrer häufig doch sehr freien Paraphrasierung der Schilderungen des Evangeliums zusammen. Direkt im Anschluß zum eben Zitierten heißt es:
"Aber weil er in der Gestalt eines Menschen kam, wurde er nicht erkannt.// [...] Erst als seine menschliche Gestalt den Blicken entschwunden war, erkannten sie den Geist Gottes, der sich in dieser Weise mitgeteilt hatte. 'Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn', bezeugte schon wenige Minuten nach seinem Tod einer seiner Kreuziger."[48]
In der Tat, ein Hauptmann spricht so. Aber nicht, weil Christus den Blicken entschwunden wäre, sondern u.U. weil bei seinem Ableben der Tempelvorhang zerreißt, die Erde bebt, Felsen sich spalten und Tote auferstehen (Mt 27, 54).
"So grausam war diese Bedrängnis des Geistes [am Ölberg], daß sie Ihm Blut aus den Poren preßte."[49] Wiederholt spricht Hendrichs davon, der Herr schwitze in Gethsemane Blut und weine bei der Passion "blutige Tränen".[50] Wenn ein Kruzifix den Herrn blutige Tränen weinen läßt, ist das eine bildkünstlerisch legitime Übersteigerung der Realität, um den Betrachtenden das Leiden dessen, der "die Sünd' der Welt" trägt, nah und näher zu bringen. Wenn eine Autorin diesseits dichterischer Freiheit, nämlich im Rahmen einer diskursiven spirituellen Unterweisung schreibt, der Herr habe blutige Tränen geweint, ist dies m.E. nicht mehr legitim, Doch in der für Hildegard Hendrichs typischen Vermischung von Bibelparaphrase und den Früchten eigener Kreuzesmeditation bleibt an den genannten Stellen unklar, ob sie hier ihre eigene, blutige Tränen weinende Skulptur beschreibt oder uns glauben machen möchte, die Evangelien berichteten so.
Das tun sie nicht. In den Evangelien ist für dieses Geschehen kein Hinweis zu finden. Matthäus, Markus und Johannes schildern weder das Schwitzen von Blut in Gethsemane noch das Weinen Jesu während der Passion oder am Kreuz. Jesus weint in diesem Moment nicht. Er weint am Grab des Lazarus (Joh 11, 35). In der Passion aber ist er so gefaßt und bereit, den Kelch zu trinken, den der Vater ihm reicht, daß er sogar den Frauen am Wegesrand die Tränen um ihn verwehrt (Lk 23, 28). Einzig Lukas weiß: "Und er betete in seiner Angst noch inständiger und sein Schweiß war wie Blut, das auf die Erde tropfte." (Lk 22, 44)[51] Schweiß, der sich normalerweise als dünner feuchter Film auf die Haut legt, rinnt Christus hier, des nachts im Garten Gethsemane, wie sonst nur im Zustand fiebriger Erkrankung oder schwerer körperlicher Arbeit bei Mittagshitze in dicken Tropfen herab. Der Schweiß rinnt wie Blut, nicht als Blut.
Wie kommt Hildegard Hendrichs auf die Idee des blutigen Schweißes und der blutigen Tränen? Im Laufe der Jahrhunderte wird Jesu Körperlichkeit in der Passion immer mehr herausgearbeitet. Während die Mosaike in den Kirchen von Ravenna - hier besonders zu nennen Sant' Apollinare Nuovo mit ihrer umfassenden Mosaik-Darstellung des Lebens Jesu - den Herrn ungeachtet der Strafe der Geißelung durchgängig mit einem violetten Gewand bekleidet zeigen (und das betrifft sogar die Begegnung mit dem ungläubigen Thomas, Christus entblößt hier tatsächlich nur seine Seitenwunde), wird das auch körperliche Leiden Christi erst ab dem Spätmittelalter regelrecht inszeniert. Die ab dem 14. Jahrhundert entwickelte und übrigens maßgeblich durch die Franziskaner verbreitete Meditation des Kreuzweges[52] schmückt den zunächst nur an die Verurteilung und die Kreuzigung geknüpften Nachvollzug der Passion immer weiter aus. Der Beweis dafür, daß Jesus ganz Mensch ist und eben darum derart körperlich leiden muß - aber eben auch leiden kann - erhält immer stärkeres Gewicht.
In den Gesätzen des Rosenkranzes, einer der Marienminne des 13. Jahrhunderts zu verdankenden Andachtsform,[53] formuliert sich denn auch als erstes der Schmerzensreichen Geheimnisse die Idee dessen, "der für uns Blut geschwitzt hat". Und die "blut'gen Tränen", die allerdings Jesu Seitenwunde entfließen, beschwört Amfortas in seinem langen Monolog zu Ende des Ersten Aufzugs in Richard Wagners Bühnenweihfestspiel Parsifal:
"hier durch die Wunde, der Seinen gleich,/ geschlagen von desselben Speeres Streich,/ der dort dem Erlöser die Wunde stach,/ aus der mit blut'gen Tränen,/ der Göttliche weint' ob der Menschheit Schmach/ in Mitleids heiligem Sehnen".[54]
Fremd also wirken diese Gedanken nicht, denn formuliert ist das alles. Nur nicht in der Bibel.
Sicherlich ist die Frömmigkeit Hendrichs als Franziskaner-Tertiarin eng an die Meditation der Passion gebunden. Aber läßt ihre ständige Meditation des Sterbens Jesu Hendrichs das Leben Jesu vergessen? "Du bliebest allein und einsam Dein Leben lang" heißt es neben der Abbildung eines selig lächelnden Kleinkindes im Gedicht Das Lächeln der gekreuzigten Liebe, dessen lyrisches Du den Jesusknaben bezeichnet.[55] Jesus - sein Leben lang einsam? "Jesus liebte aber Marta, ihre Schwester und Lazarus" (Joh 11, 5). Das Klischee überdeckt das Detail. Aus der zuspitzenden Paraphrasierung wird die egalisierende Phrase.
Schluß
Hildegard Hendrichs war eine begnadete Bildhauerin christlicher Kunst. Das Bistum Erfurt kann sich glücklich schätzen, daß Kardinal Döpfner die Künstlerin 1960 hierher zurück geholt hat. Aus ihrer Biographie erschließen sich ihre meditativen Texte, die im mündlichen Vortrag wohl viele Menschen erreicht haben. Im schriftlich fixierten Wort fällt der allzu unreflektierte freie Umgang mit den Worten der Heiligen Schrift und die Redundanz der wörtlichen Wiederholungen des ohnehin in seinem appellativen Charakter immer Ähnlichen auf. Mit der undatierten Herausgabe scheint Hildegard Hendrichs ihren Büchern zudem - sicherlich auch dies unbewußt - eine Zeitlosigkeit verleihen zu wollen, die diesen Publikationen selbstverständlich wie den meisten andern Büchern nicht zukommt: Zu greifbar wird hier die Breitenwirkung der anthropologischen Wende in der Theologie des 20. Jahrhunderts. Als Teil ihrer Lebensleistung aber sind Hendrichs' Texte unbedingt zu würdigen. Inwieweit sie Lesende mit derselben Eindringlichkeit ansprechen können, mit der die Physiognomien ihrer Figuren uns anblicken, soll an dieser Stelle offen bleiben.
Dr. Cornelie Becker-Lamers
Der Titel des Beitrags ist dem Johannesevangelium Kap 16, Vers 25 entnommen. Dort heißt es: "Es kommt die Stunde, in der ich nicht mehr in Bildern zu euch spreche, sondern euch unverhüllt vom Vater künden werde."[56]
Dieser Text erschien im Druck in: Falko Bornschein (Hg) Kunst im Dienst der Frohen Botschaft. Leben und Werk der Künstlerin Hildegard Hendrichs (1923-2013) Regensburg: Schnell & Steiner 2023, S. 138-149. Die Druckversion enthält weitere Fußnoten und die genauen Nachweise der nur maschinenschriftlich vorliegenden, im Bistumsarchiv einsehbaren Gutachten und Briefe, die hier zitiert werden.
[1] So das selber wie eine Inschrift gestaltete Vorwort zur katalogähnlichen Publikation, die Hildegard Hendrichs dem großen Wandrelief (2 x 6m) in der Aula der Heiligen Klara im Franziskanerkloster auf dem Monte La Verna gewidmet hat. Sie überträgt darin die von ihr selber verfaßte umfangreiche lateinische Inschrift zu den Figurengruppen der Schnitzarbeit ins Deutsche. (Vgl.Hildegard Hendrichs, Weg der Liebe zur vollkommenen Freude, Würzburg o.J. unpaginiert [S. 1])
[2] 1991, im Alter von 68 Jahren, nach der durch Kündigung erzwungenen Aufgabe ihrer Werkstatt in Erfurt (vgl.Hildegard Hendrichs, Erlebt und erfahren, Münsterschwarzach: Vier-Türme-Verlag 1994, S. 122 und S. 146.)
[3] Ebd. S. 116 - 123.
[4] "Ja, ich wäre so gerne für immer auf La Verna geblieben, diesem Ort, an dem ich, besonders in der Stigmatakapelle, die Nähe Gottes so tief erfahren durfte, das Kreuzesopfer Christi mich immer mehr ergriff." Ebd. S. 88.
[5] Ebd.
[6] Die Ausnahme stellen "Lebensgeschichten von heiligen Ordensschwestern" dar, die Hendrichs "[i]n jugendlichem Alter" rezipiert. Im Unverstandensein noch von ihresgleichen (nämlich den Mitschwestern in den erwähnten Biographien) und der dadurch erlittenen Geißelung "auf geistige Weise" erkennt Hendrichs "ein[en] Weg, Christus, dem Gekreuzigten näher zu kommen." Ebd. S. 54. Auch die einzige von ihr aufgezählte Literatur (neben der Bibel selbstverständlich) handelt demnach nicht von theoretischen Abhandlungen zur Theologie, sondern von der lebenspraktischen Nachfolge Jesu und ihren psychischen und geistlichen Implikationen.
[7] Auch in dieser Einschätzung folge ich der Autobiographie der Künstlerin (vgl. ebd. S. 94 - 101). Zu weiteren Einschätzungen aber s.u. bei Anm. 37, 48, 50 und 51.
[8] Eigentlicher Inhalt des vorliegenden Aufsatzes sind die Texte, die unter Punkt 2 und 3 aufgeführt sind. Für die Liedtexte (Punkt 4) sei auf den Aufsatz zum musikalischen Schaffen Hildegard Hendrichs' von Barbara Stühlmeyer in der vorliegenden Publikation verwiesen. Obwohl die werkintegrierten Texte, möchte ich aus diesem Bereich einige Beispiele heranziehen. Denn der freie Umgang Hendrichs' mit den darstellenden Formen liefert m.E. wichtige Hinweise zur Erschließung ihrer mit der Zeit immer größer werdenden Freiheit im Umgang mit der Heiligen Schrift.
[9] Horst Bredekamp, Theorie des Bildakts, Frankfurt/ Main: suhrkamp 2010, S. 64.
[10] Die zwölfte Figur ist erkennbar Maria - wie in der Kunstgeschichte üblich, so auch hier als Zentrum des Pfingstwunders dargestellt. Motivisch ähnlich hat Hendrichs wiederum knapp 25 Jahre später, 1990, einen weiteren Kreuzweg in Kupfer getrieben, der in der evangelisch-lutherischen Kirche Hermsdf./Erzg. zu finden ist. Zwar ist Christus hier in Station XII nicht allein, sondern seine Mutter und der Lieblingsjünger stehen unter dem Kreuz. Dafür fehlen die Stationen XIII und XIV. Die auch hier begegnenden Sonnenstrahlen erleuchten das leere Grab, zu dem in der anschließenden, in die XII. Station hineinragenden XV. Station zwei Frauen mit Salbgefäßen kommen, und nach demselben in Kupfer gearbeiteten Satz wie in St. Georg - "Ihr werdet die Kraft Heiligen Geistes empfangen" - beendet auch hier das Pfingstwunder für elf Jünger und Maria den Kreuzweg.
[11] Lk 24, 30f. schildert allerdings, daß Christus, als er das Brot gebrochen und ein Dankgebet gesprochen hat, den endlich erkennenden Blicken der Emmausjünger wortlos entschwindet.
[12] Assoziiert man hier doch rasch die Idee vom "Geist des Konzils". Und wenn man bedenkt, wie selten die Rede vom "Geist des Konzils" tatsächlich die Texte des Zweiten Vatikanums im Blick hat, wird man bei solchen Formulierungen hellhörig: "Sieht man nun näher zu, zeigt sich, daß die Häufigkeit der Berufung auf den "Geist des Konzils" in einem merkwürdigen Kontrast steht zur Bemühung, Auskunft darüber zu geben, was oder wer dies denn nun eigentlich sei, der 'Geist des Konzils', wo man seiner habhaft werden, wie man ihn empfangen oder näher bestimmen und somit dem Vorwurf entgehen könne, nur die jeweils eigene Lieblingsidee damit zu identifizieren." (Voderholzer).
[13] Vgl. die genannten Verse in allen synoptischen Evangelien bei Luther 1534, Allioli 1851, Beuron 2005, MNT 2010 und Einheitsübersetzung 2016. Einige Bücher der Künstlerin bringen die Textstelle ebenfalls im Rahmen freier Meditationen, mal korrekt zitiert, jedoch ohne Nachweis (Hildegard Hendrichs, Vom Weg mit Christus, Erfurt: Selbstverlag o.J., S. 27), mal erneut mit den Worten der Künstlerin ("überwinde sich selbst" mit Hinweis auf Lk 9, 23 in Dies., Weg mit Christus, Erfurt: Selbstverlag o.J., S. 12 bzw. "stelle sein Ich zurück" in Anführungszeichen, aber ohne Nachweis, Dies., Damit sie das Leben in Fülle haben, Erfurt: Selbstverlag o.J., S. 1 sowie als vollständige Paraphrase, aber dennoch scheinbar wörtliche Rede Christi: "So sagt Er: 'Wer mit Mir kommen will, der muß seine Eigenliebe aufgeben.'" ebd. S. 12) Da die Textversion des Kreuzweges in St. Georg zudem wörtlich auf den Kupferplatten in der evangelischen Kirche Hermsdorf/Erzgebirge wieder auftaucht ist davon auszugehen, daß die freien Formulierungen der Künstlerin nicht versehentlich unterlaufen sind, sondern Hendrichs immer bewußt waren.
[14] So beschreibt die Künstlerin selber ihr Werk in Hendrichs 1994 (wie Anm. 2) S. 78.
[15] Die humorvolle Schilderung dieser Erfahrungen in ebd., S. 78 - 81 ist lesenswert. Die erlösenden Worte spricht Monsignore Bacci, seines Zeichens Latinist des Papstes, Zitat ebd. S. 80.
[16] Beide Zitate ebd. S. 79.
[17] Der sogenannte "Hedwigsaltar", den Hendrichs 1949 für das heute nicht mehr existente Hedwigsheim in Erfurt-Daberstedt, eine zum Flüchtlingsheim umgewidmete Kaserne, schuf und der - deswegen: "berühmt" - 1950 als einziges Kunstwerk aus der DDR als Exponat für die Ausstellung arte sacra in Rom ausgewählt wurde (ebd., S. 39-42). Das Schnitzwerk hängt heute über der Eingangstür des 1957 zur Kapelle St. Petrus umgebauten und geweihten ehemaligen Gastwirtschaftsgebäudes in Ohrdruf.
[18] Hildegard Hendrichs, Damit sie das Leben in Fülle haben. Meditationen zum Kreuz, Hildesheim: Bernward 1989, S. 10.
[19] Zu den Nachweisen vgl. den Katalogtext, der im Druck erschienen ist.
[20] Zu den Nachweisen vgl. den Katalogtext, der im Druck erschienen ist.
[21] Hildegard Hendrichs, Damit sie das Leben in Fülle haben, Erfurt: Selbstverlag o.J., S. 5. In Hendrichs 1989 (wie Anm. 18), S. 16 ist zusätzlich der Satz eingefügt: "Sie brachten es fertig, wegzuschauen von sich."
[22] Beide Textbeispiele habe ich der Platzersparnis in der Druckversion halber daher hier als Fließtext zitiert und vorgefundene Zeilenumbrüche mit Virgeln markiert: Einfache Virgel bedeutet Zeilenumbruch, Doppelvirgel Absatz.
[23] Der Schmerzensmann Veni jocare mecum, Öl (1963) befindet sich heute im Besitz der Philosophisch-theologischen Hochschule St. Georgen Frankfurt/ Main. Unter der Überschrift "Das wunderbare Spiel" findet das Werk sich abgebildet und von Hendrichs meditiert in Hildegard Hendrichs, Vom Weg mit Christus, Erfurt: Selbstverlag o.J., S. 26 - 29 u.ö.
[24] Etliche ihrer Publikationen erschienen im Selbstverlag und geben die Autorin als verantwortlich für Inhalt, Gestaltung und Herausgabe an, vgl. bspw. Hendrichs o.J. (wie Anm. 21) S. 33.
[25] Der literaturwissenschaftliche Gemeinplatz, daß Inhalt Form und Form Inhalt sei, geht auf Hegels Überlegungen zur Logik zurück, vgl. Hegel GW, Bd 20, §133, S. 158f. (Genauer Nachweis in der Druckversion)
[26] Noch ärger wird es m.E., wenn man in die CDs hinein hört, die Hildegard Hendrichs in den 90er Jahren selber eingesprochen hat. Sie liest darin ausgewählte ihrer Bücher vor und betont dabei beinahe jedes ihrer Worte, so bspw. Hildegard Hendrichs, Erfülltes Leben im Heiligen Geist, Heiligenstadt: Eichsfelddruck o.J. [Imprimatur 1976]; Dies., Vom Leben im Kreuz zur Freude Gottes, Erfurt: Selbstverlag 1992 u.a. Vgl. zu obigen Ausführungen auch das ablehnende Gutachten zum Manuskript Meditationen, in welchem der durchaus wohlwollende Lektor nach etlichen Kritikpunkten und der Feststellung, daß hier "ein und derselbe Gedanke immer wieder neu formuliert" werde zu dem Schluß kommt: "Es muß die Frage gestellt werden, ob es Aufgabe einer bildenden Künstlerin sein kann, in Worten das nur andeutungsweise zu bringen, was ihr mit den Mitteln ihrer Kunst bei weitem tiefer, ergreifender und nachhaltiger gelingt. [...] Die Autorin ist bildende Künstlerin, keine Schriftstellerin! Wir meinen nur, daß die Autorin anderes besser kann und wünschen ihr allzeit die nötige Kraft zu ihrer großen Aufgabe." (Maschinenschriftliches Gutachten o.J., S. 1 bzw. S. 9, Bistumsarchiv. Nachweis in der Druckversion). Die wiederholte Betonung der eigentlichen Profession der Autorin, die Abgrenzung von Vortrag und Niederschrift und weitere Hinweise legen die Vermutung nahe, bei diesem undatierten und nicht unterschriebenen Verlagsgutachten handele es sich um die in Hendrichs 1994 (wie Anm. 2) S. 102 bedauerte Ablehnung ihres verschriftlichten Vortrags Vom Leben im Kreuz zur Freude Gottes, den sie dem Heiligenstädter Cordierverlag Anfang der 60er Jahre anstelle der von Cordier angeforderten Zuarbeiten zu einer Künstlerbiographie zukommen läßt.
[27] Wie der Erfahrung der von Hendrichs auf Eifersucht zurückgeführten Blockade ihres Kunstwerks für die arte sacra, Rom, in München, Hendrichs 1994 (wie Anm. 2), S. 42.
[28] Ebd. S. 37.
[29] Ebd. S. 35 und S. 42.
[30] Ebd. S. 50 - 54.
[31] "Er meinte, eine Frau könne keinen lateinischen Text verfassen" ebd. S. 79. Vgl. auch ebd. S. 48: "Gehören Sie auch zu den Schmarotzern und Parasiten?" sowie ebd. S. 40f. ein Anrede als "Herr", als ihr Vorname nicht zugeordnet werden kann.
[32] Bereits in den 50er Jahren schnitzt sie in die Schrifttafel zum Wandrelief im Saal der Heiligen Klara auf dem La Verna: "[...] ex Crucis amore germinat inter iniurias et dolores p e r f e c t a l a e t i t i a", zit. nach Hendrichs 1994, S. 84, Hervorhebung im Orig. Sie erwähnt ihre Verbreitung dieser Erzählung immer wieder, und noch 1998 hält Eckard Pohl in seinem Dossier über die Künstlerin in der Wochenzeitung Tag des Herrn fest: "Wer mit Hildegard Hendrichs näher ins Gespräch kommt, dem erzählt sie bald die Geschichte von der 'Vollkommenen Freude'" (Pohl).
[33] Die mittlerweile in der wissenschaftlichen Ausgabe Das Diktat von der wahren Freude genannte Erzählung ist eine Geschichte, die Franziskus als Gedankenspiel (!) in Portiunkula - nicht in direkter Erwartung des geschilderten Geschehens unterwegs - Bruder Leo diktiert hat (vgl. Franziskus, Das Diktat von der wahren Freude, in: Franziskus-Quellen. Die Schriften des heiligen Franziskus, Lebensbeschreibungen, Chroniken und Zeugnisse über ihn und seinen Orden im Auftrag der Provinziale der deutschsprachigen Franziskaner, Kapuziner und Minoriten hg. von Dieter Berg und Leonhard Lehmann in Verbindung mit Johannes-Baptist Freyer et al. Zweite, verbesserte Auflage, Kevelaer: Butzen und Bercker 2014, S. 56f). Aus Die Blümlein des heiligen Franziskus von Assisi. Aus dem Italienischen nach der Ausgabe der Tipografia Metastasio, Assisi 1901, von Rudolf G. Binding. Mit Initialen von Carl Weidemeyer, Frankfurt/ Main: Insel 1973. , Kap. 8, S. 32 - 34, ist die Erzählung mit weitaus dramatischerem Schluß bekannt, und so verbreitet sie auch Hildegard Hendrichs. Die Dramatisierung ist also nicht ihr zuzurechnen, sondern ihrer Textvorlage. Da bezieht sich die vollkommene Freude nicht nur auf die Geduld, mit der der Ordernsgründer und sein Adlatus es ertragen, hungrig, schmutzig, durchnäßt und zitternd in nächtlicher Kälte vom eigenen Klosterpförtner mit Schimpfreden und Unterstellungen abgewiesen zu werden, sondern der Pförtner prügelt sie auch noch durch. "Und wenn wir jetzt noch nicht verbittert und ärgerlich werden über diesen unseren eigenen Bruder, sondern innerlich von ihm abschauen und dahinter Christus, den Gekreuzigten, sehen und uns nun freuen, daß wir wie Christus und mit Christus und für Christus etwas leiden dürfen, dann ist das die vollkommene Freude." (Hendrichs 1994 wie Anm. 2, S. 59).
[34] Hendrichs 1994 (wie Anm. 2) S. 97.
[35] Dies., Vom Leben im Kreuz zur Freude Gottes, Erfurt: Selbstverlag 1992.
[36] Hendrichs 1994 (wie Anm. 2) S. 100.
[37] Gutachten o.J., S. 9 (wie Anm. 26). Hervorhebung im Orig.
[38] Masch.schr. Brief von Prof. Knoch an P. Bonaventura Pihan, Kloster Maria Schutz/ Österreich sowie ein masch.schr. Gutachten. Nachweise in der Druckversion. Professor Knoch hält Bilder und Texte für zu anspruchsvoll.
[39] Gutachten o.J. (wie Anm. 26), Zitate S. 1 - 6. Hervorhebung im Orig. So bezweifelt auch der Berliner Pater Drost bei aller Wertschätzung der Texte Hendrichs brieflich deren Übertragbarkeit und lebenspraktischen Nutzen für andere: "[O]b das Niedergeschriebene geeignet, reif ist zur Veröffentlichung: also um anderen auf den Weg der Nachfolge zu helfen. [...D]as Erfahren ist ganz und gar Ihr persönliches [...] Wie weit es wi[e]dergibt, was Menschen allgemein erfahren, und das womöglich in einer Form, welche hilft, Halt zu finden, [...] das alles bleibt einem 'Lektor' oder einer amtl. kirchl. Stelle zu begutachten." (Pater Drost, Berlin, masch.schr. Brief an Hildegard Hendrichs vom 22. Februar 1968; Abkürzungen im Orig.; Nachweis in der Druckversion).
[40] Vgl. Gutachten o.J. (wie Anm. 26) mit Bezug auf Joh 2, 12 - 17, Zitat ebd. S. 8.
[41] So in Hildegard Hendrichs, Vom Weg mit Christus, Erfurt: Selbstverlag o.J., S. 19.
[42] Masch.schr. Informationsblatt zu Publikationen zum Franziskusjahr im Drittordensverlag, ohne Datum, ohne Unterschrift [1976]. Nachweis in der Druckversion.
[43] Hildegard Hendrichs, Fragen um Gott, Altötting: Drittordensverlag 1975, S. 22. Die Virgeln markieren die Zeilenumbrüche im Orig.
[44] Einheitsübersetzung 2016; Beuron 2005: "[...] Wozu [...]"; MNT 2010: "Sie sagten nun zu ihm: Du, wer bist du? (Es) sprach zu ihnen Jesus: Überhaupt, was rede ich auch zu euch?" (Joh 8, 25) Auch Luther 1981 gibt hier "[...] Was rede ich noch mit euch!"
[45] Luther 1534 sowie Allioli 1851 jeweils Joh 8, 25.
[46] Vulgata 1592, p. 988. Interlinear griechisch. Luther 2017 hat: "Da fragten sie ihn: Wer bist du denn? Und Jesus sprach zu ihnen: Was soll ich euch zuerst sagen?"
[47] Neuere Forschung stellt Korrekturen dieser Textstelle bereits für die ersten Jahrhunderten nach Christus fest und führt die widersprüchlichen Übersetzungen - bricht Christus hier das Gespräch ab oder gerade nicht? - u.a. auf Probleme der Interpunktion zurück. Vgl. Hans Förster, Überlegungen zur Grammatik von Joh 8,25 im Lichte der handschriftlichen Überlieferung, in: Zeitschrift für neutestamentliche Wissenschaft, Berlin: De Gruyter 2016, S. 1-29.
[48] Hildegard Hendrichs, Fragen um Gott, Altötting: Drittordensverlag 1975, S. 22.
[49] Dies., Damit sie das Leben in Fülle haben, Erfurt: Selbstverlag o.J. S. 8; u.ö.
[50] "Unsere Gleichgültigkeit läßt ihn blutige Tränen weinen" heißt es etwa neben einer Abb. des Schmerzensmannes aus der Severikirche (dem "Herz Jesu Altar" von 1953) in Hildegard Hendrichs, Geheimnis Christus, Erfurt: Selbstverlag o.J., S. 24.
[51]Einheitsübersetzung 2016. MNT 2010, das sich um eine dem griechischen Original möglichst nahe Übertragung ins Deutsche bemüht, macht an dieser Stelle durch doppelte eckige Klammern deutlich, daß es sich in Lk 22, 43f. (also bereits bei dem ebenfalls nur lukanischen Hinweis auf den Jesus stärkenden Engel) um eine spätere Einfügung der Verse in den Text handelt (vgl. die Erläuterungen im Vorwort von Münchner Neues Testament. Studienübersetzung, erarbeitet vom Collegium Biblicum München e.V., hg. von Josef Hainz et al., Nachdruck der 5., durchgesehenen und neu bearbeiteten Auflage 1998, Ostfildern: Patmos 2010, S. VIII.)
[52] Die Franziskaner führten ab dem 14. Jh. im Heiligen Land die Pilger den Kreuzweg und beförderten so die Entstehung dieser Andachtsform. Vgl. LThK Bd. 6, Sp. 466f.
[53] Vgl. LThK Herder 2009, Band 8, Sp. 1302.
[54] Richard Wagner, Sämtliche Werke, Bd. 14/I Parsifal. Ein Bühnenweihfestspiel. Erster Aufzug, hg. von Egon Voss und Martin Geck, Mainz: B. Schott's Söhne 1972., S. 146 - 148, T. 1365 - 1375.
[55] Hildegard Hendrichs, Geheimnis Christus, Erfurt: Selbstverlag o.J., S. 14.
[56] Zitiert nach Beuron 2005.