Robert Krainhöfner. Faltfeuer

Eine Performance zum Tag des Offenen Ateliers 2013

Zum diesjährigen Tag des Offenen Denkmals präsentiert der Freundeskreis der Bauhaus-Universität Weimar in Zusammenarbeit mit der Galerie Profil Weimar am Haus am Horn einen Künstler, dessen Werk als Fortführung der Formgedanken des Bauhauses in die Konkrete Kunst hinein gesehen wird: Robert Krainhöfner.

Robert Krainhöfner verformt Stahl. Seine Arbeiten, die meist aus zentimeterdickem Stahlblech als beeindruckende Solitäre oder sequenzierte Reihen (umwerfend gut etwa der Runde Tisch "Coimbra", 2008) als Kunst am Bau oder im öffentlichen Raum mit der Architektur kommunizieren, formt er dabei in präzisen Modellen aus Papier und Pappe vor. So sind denn auch den Papierarbeiten die wirklich genial einfachen Konstruktionsprinzipien ablesbar, deren konsequente Durchführung im Werk Krainhöfners die faszinierendsten Formen hervorbringen.

Krainhöfners "Schnittzeichnungen" etwa machen sich unsere Sehgewohnheiten zunutze - die Art, wie wir Perspektive und Räumlichkeit in der Fläche zu sehen und darzustellen gelernt haben - und erzeugen durch die Seitenverkehrung schräg gesetzter Schnittflächen in Kreis oder Quadrat den Eindruck dreidimensionaler Objektabbildungen. Dabei können die Formen zwischen der Vorstellung des Konvexen und des Konkaven hin- und herspringen - irritierend wie die Architekturen M.C. Eschers.

Die Stahlfaltungen Krainhöfners setzen die illusionären Zeichnungen schließlich in reale Plastiken um. Jedem Werk scheint ein bestimmter Winkel zugeordnet - 90°, 45°, 30° -, in denen die Segmente der durch Einschnitte oder Fräsungen gegliederten Grundfläche in immer wieder andere Richtungen abgeknickt werden, bis Grundfläche und Faltfläche nicht mehr bestimmbar, keine hauptsächliche Bezugsebene mehr zu definieren ist. Viele der Skulpturen können in verschiedenen Positionen plaziert werden und bieten dann einen je anderen Anblick. Auf die philosophische Hintergründigkeit solcher, die Wertigkeiten von Vorder- und Rückseite, Grund- und Faltfläche, Bezugsebene und Abweichung sichtbar ad absurdum führenden Arbeiten hat Heidi Bierwisch bereits hingewiesen.

Es entstehen raumgreifende Gebilde, faszinierend wie Origami-Figuren, in denen oft nur für den sehr konzentrierten Blick die geometrisch einfache Ausgangsfläche rekonstruierbar wird. Faltungen, die ohne Schnitte in den Stahl auskommen und die blanke Fläche in geringen Winkelmaßen ineinander verdrehen, bringen in den unterschiedlichen Reflexionsflächen des Lichtes eine Mehrfarbigkeit des Materials hervor: Farbe ist Licht.

Die Auseinandersetzung mit den Naturgewalten ist für Robert Krainhöfner ein Faszinosum, das sein künstlerisches Schaffen antreibt. Seine Werke vermitteln etwas von diesen gebändigten Naturgewalten: dem gefangenen Feuer, dem gebrochenen Licht.

Zum Tag des Offenen Ateliers 2013 führt Robert Krainhöfner seine Kunst an einem Beispiel vor. Auf der Straße vor dem Haus am Horn wird er in einem eigens für diese Performance gebauten Herd mit einem Doppelkammerblasebalg eine Stahlplatte in ein auf 900°C erhitztes Kohlenbett legen und zu einer zweiflächigen Skulptur verbiegen, die bis zum 3. November 2013 im Garten des Hauses am Horn ausgestellt bleibt.

Dr. Cornelie Becker-Lamers, Weimar